Montag, 13. Februar 2017

Gastrezension von jenvo82 zu Das Buch der Spiegel von E.O. Chirovici




Preis: € 20,00 [D]
Einband: Hardcover 
Seitenanzahl: 384
Altersempfehlung:-
Verlag: Goldmann
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„Ich bemühte mich, all den Gestalten, die meine Recherchen aus der Vergangenheit zurückgeholt hatten, feste Konturen zu verleihen, aber sie blieben Schatten und ließen sich nicht fassen, irrlichterten durch eine Geschichte, von der ich weder Anfang noch Ende sah und die für mich keinen Sinn ergab.“
Inhalt
Richard Flynn, besitzt ein Manuskript, welches an der spannendsten Stelle endet und dessen Fortsetzung verschollen ist. Er selbst schickte es kurz vor seinem Tod an einen Verleger und tritt damit eine Lawine an Ereignissen los, die sich auf einen lange zurückliegenden Mordfall beziehen, welcher bisher nie zur Genüge aufgeklärt wurde. Zunächst setzt sich der Verleger selbst mit dem Fall auseinander, gibt ihn aber bald an den Journalisten John Keller weiter. Doch auch dieser stößt immer wieder auf Lügen und verdrehte Wahrheiten, bis er seine Recherche schließlich einstellt und seine zutage geförderten Fakten an den pensionierten Polizisten Roy Freeman, der damals in der Sache ermittelt hat, weiterreicht. Freeman hat nichts zu verlieren, denn seine beginnende Alzheimer Erkrankung wird ihn bald alles vergessen lassen. So nimmt er die losen Fäden ein zweites Mal in die Hand, um endlich Licht in die Ermordung des berühmten Psychologieprofessors Joseph Wieder zu bringen.
Meinung
Dieser Debütroman aus der Feder des rumänischen Autors E.O. Chirovici, ist ein gut vermarktetes Literaturprodukt, welches in 38 Länder verkauft wurde und dem eine ausgefeilte Werbestrategie voranging. Natürlich wird man als interessierter Leser dadurch auf den Roman aufmerksam und da sowohl der Titel als auch die Inhaltsangabe nicht zu viel verraten, geht man mit einer etwas nebulösen, wenn auch erwartungsfrohen Haltung an die Lektüre. Bereits auf den ersten Seiten entwickelt sich nun eine sehr spannende Ausgangssituation, die in erster Linie mit der Vorstellungskraft des Lesers spielt. Was ist wahr? Wer lügt? Gibt es eine absolute Wahrheit oder handelt es sich nur um manipulierte Ereignisse? Nichts scheint gewiss und das Verwirrspiel um einen Mordfall aus der Vergangenheit nimmt an Fahrt auf, so dass man unbedingt wissen möchte, was im Jahre 1987 tatsächlich in den letzten Stunden des Ermordeten geschah.
Erzählt wird hier aus drei Perspektiven, die jeweils mit den Hauptprotagonisten identisch sind: zunächst der Verleger Peter Katz, dann der Journalist John Keller und schließlich der Ex-Polizist Roy Freeman. Diesem vorangestellt steht jenes ominöse, unbeendete Manuskript, welches im Folgenden eine enorme Bedeutsamkeit erlangt. Die verschiedenen Erzähler grenzen sich allerdings kaum voneinander ab, so dass der Eindruck entsteht, ein übergeordneter „Spieler“, sprich der Autor zieht alle Fäden. Dadurch verliert die Erzählung etwas an Charme, weil man als Leser bewusst in der Schwebe gehalten wird. Fast mutwillig erscheint mir die Schreibtechnik des Autors, der gezielt Spannung aufbaut, nur um sie dann abrupt wieder abflauen zu lassen. Am Anfang des Romans fand ich dieses Vorgehen noch spannend, doch zunehmend verlor dieser Schachzug an Potential.
Die zweite Hälfte des Buches konnte mich immer weniger erreichen und am Ende war es mir fast egal, ob dieser Fall noch aufgeklärt wird oder nicht. Selbst das durchaus schlüssige Ende konnte mich nicht mehr mit dem Buch versöhnen und damit gehört „Das Buch der Spiegel“ für mich leider zu den Erzählungen, die in ihrer Qualität nachlassen. Dennoch möchte ich betonen, dass es sich dabei um eine individuelle Beurteilung handelt, denn schriftstellerisches Können ist definitiv vorhanden und selbst ein gewisser Anspruch wird erfüllt.
Fazit
Leider kann ich mich den positiven Leserstimmen nicht anschließen und vergebe mittelmäßige 3 Lesesterne für einen Roman der stellenweise mehr ein Kriminalfall ist und der vieles verschleiert, auslässt und erst spät aufklärt. Fast schien es mir so, als wäre mein „Spiegel“ beschlagen und ich könnte den tieferen Sinn hinter dem Text nicht erschließen. Wer sich gerne mit Erinnerungen, Manipulation und Lügen beschäftigt und sich subtile Spannung erhofft, wird hier dennoch fündig werden.


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